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Kreis setzt in der Corona-Pandemie auf eine selbstprogrammierte Datenbank

Das Lob kam von höchster Stelle: „Es ist ganz ungewöhnlich, was die Beschäftigten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Corona-Pandemie leisten“, sagte Bundeskanzlerin Merkel Anfang September. Infektionsketten unterbrechen, Quarantäne anordnen und kontrollieren, Kontakte nachverfolgen: All diese Aufgaben müssen seit Ausbruch der Corona-Pandemie an sieben Tagen in der Woche bewältigt werden. Vor dieser Herausforderung stehen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreises Höxter. Sie können dabei auf die Unterstützung aus einer Abteilung bauen, die nicht jeder sofort auf dem Zettel stehen hat. Mit Hilfe selbst programmierter Datenbanken sorgen Geomatiker vom Geoinformationsservice für eine solide technische Basis zur erfolgreichen Nachverfolgung der Kontaktpersonen von mit Corona Infizierten.

„Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie wirksam und flexibel die öffentliche Verwaltung auf Herausforderungen reagiert. Insbesondere wurde deutlich, wie leistungsfähig der öffentliche Gesundheitsdienst ist“, unterstreicht auch Landrat Friedhelm Spieker. „Die im weltweiten Vergleich gute Lagebewältigung in Deutschland und auch bei uns im Kreis Höxter war gleich in den ersten Monaten vor allem auf die konsequente Unterbrechung von Infektionsketten und die Kontaktpersonen-Nachverfolgung durch das Gesundheitsamt zurückzuführen“, sagt er und bringt gleichzeitig die Hoffnung zum Ausdruck, „dass uns dies auch weiterhin gelingen wird.“

Sein Dank gilt allen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung, die in dieser außergewöhnlichen Lage zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zügig Veränderungen umgesetzt und neue Aufgaben übernommen haben. „Sie alle tragen besonnen und mit vorbildlichem Einsatz zur Bewältigung der immer noch dynamischen Lage bei.“ Schnell hat der Kreis Höxter angesichts der enormen Datenmengen auf die professionelle Unterstützung der Geomatiker gesetzt. Dazu Johannes Leßmann, Leiter der Abteilung Geoinformationsservice und Immobilienwerte: „Ohne Zweifel ist eine Excel-Tabelle ein hilfreiches Instrument, um Daten zu verarbeiten. Das Problem ist allerdings, dass immer nur eine Person ein Dokument bearbeiten kann.“

Geomatiker Andreas Hansmann (vorne) hat die Daten im Griff. Nicht mehr wegzudenken ist die hocheffektive Datenbank auch für Abteilungsleiter Johannes Leßmann (links) und den Leiter des Krisenstabs, Matthias Kämpfer. Foto: Kreis Höxter

Faible für Datenbanken

Angesichts der enormen Datenflut im Zusammenhang mit der Kontaktpersonen-Nachverfolgung sah Leßmann deshalb eine Datenbank als einzige Option – und hatte gleich eine ausgezeichnete Idee, wie sich schnell herausstellen sollte. „Ich wusste, dass ein Mitarbeiter bei seinem Fachabitur den Schwerpunkt auf Datenbanken gelegt hatte: Andreas Hansmann. Den habe ich angesprochen.“ Und dieser ahnte sofort, was auf ihn zukam, als sein Abteilungsleiter das Büro betrat: „Ich habe so ein bisschen damit gerechnet, schließlich ist mein Faible für Datenbanken bekannt.“ Seine analytische Vorgehensweise und sein Eifer, eine sinnvolle Lösung mit den vorhandenen technischen Möglichkeiten zu finden, sollten sich für den Kreis Höxter als echter Glücksfall erweisen!

„Die Programmierung der Datenbank hatte für mich den besonderen Reiz, dass sie nicht statisch ist, sondern ständig erweitert und optimiert werden muss“, sagt Andreas Hansmann mit einem Lächeln im Gesicht. Denn die Umstellung von mühsam gepflegten Excel-Tabellen und aufwendigen Detailsuchen „per Hand“ auf die von ihm programmierte Datenbank war ein Quantensprung für das große Team des Gesundheitsamtes. „Ich war begeistert über die positive Resonanz der Kolleginnen und Kollegen, die mit der Datenbank arbeiten“, sieht er diese Reaktion als größtes Lob.

Auch der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Ronald Woltering, steht voll dahinter: „Diese Vorgehensweise hat uns enorm unterstützt und erheblich dazu beigetragen, dass wir in dieser extremen Situation noch Herr der Lage sind.“ Schon längst wäre das alte System kollabiert, greifen heute doch allein beim Kreis Höxter bis zu 40 Nutzer gleichzeitig auf die Datenbank zu! Bei mehr als 4.500 erfassten Personen mit knapp 3.000 damit verbundenen Telefonaten wäre jede handschriftliche Dokumentation zum Scheitern verurteilt.

30 Seiten langer Quellcode

Der Erfolg beruht aber auch auf der enormen Flexibilität: „Die Datenbank wird nicht nur ständig aktualisiert, sondern ich greife Anfragen und Vorschläge der Kolleginnen und Kollegen auf und setze sie um. So wächst der Umfang beharrlich, der Quellcode besteht mittlerweile aus 30 Seiten“, erläutert Hansmann. Die Arbeitserleichterung für das Team der Kontaktpersonen-Nachverfolgung ist enorm, Telefonate erfolgen per Knopfdruck direkt aus der Datenbank, auch E-Mails können so verschickt werden. „Entscheidend für den Erfolg ist die große Fehleranalyse“, erklärt Hansmann. Sollte bei der Eingabe der Daten ein Fehler passieren oder eine Unstimmigkeit auftreten, schlägt die Datenbank sofort Alarm. Außerdem können bei der Dokumentation sämtliche Bemerkungen erfasst werden. „So geht keine Information verloren und Arbeit muss nicht doppelt gemacht werden, weil jeder beim Öffnen eines Datenbestandes sofort sieht, was alles erledigt ist.“

„Wir sind extrem dankbar für diese ausgezeichnete Unterstützung durch unsere Geomatiker“, sagt Matthias Kämpfer als Leiter des Krisenstabes. Schließlich gilt es jeden Tag, die Daten mit den Ordnungsämtern der zehn Städte abzugleichen. Und hier hat es ganz zu Beginn der Pandemie hin und wieder Unstimmigkeiten in den zum großen Teil getrennt geführten Tabellen gegeben. „Seit die Excel-Tabellen, die wir mit den Städten austauschen, direkt aus der Datenbank erstellt werden, sind alle immer auf dem aktuellen Stand“, freut sich Kämpfer, dass die so wichtige Abstimmung reibungslos funktioniert. Doch auch die sehr dynamische Lage wäre ohne digitale Unterstützung nicht mehr zu beherrschen: „Man muss sich nur klarmachen, dass wir im Kreis Höxter mehr als 900 Personen haben, die aus mittlerweile 88 Risikogebieten eingereist sind. Das könnte händisch schon längst niemand mehr nachhalten.“ Aber auch solche Fehlerquellen wie beispielsweise die Schreibweise der Straßennamen fallen weg – denn diese werden aus dem Geodatenportal des Kreises Höxter übernommen.

Daten füttern die Dashboards

„Doch nicht nur intern profitieren wir von der modernen Datenbank, auch die Bürgerinnen und Bürger werden damit versorgt“, erläutert Kämpfer und verweist auf die sogenannten Dashboards, die tabellarischen und grafischen Übersichten auf der extra eingerichteten Website des Kreises Höxter, mit denen völlig automatisch und sehr transparent die aktuellen Zahlen zu Corona dargestellt werden. „Hier erleben wir enorme Serveranfragen, rund 60.000 in nur einer halben Stunde“, ergänzt Johannes Leßmann. Ihn freut es, dass die Bevölkerung die digitale Informationsversorgung schätzt. „Weil das Interesse so groß ist, haben wir mittlerweile reagiert und die Aktualisierung der Zahlen von 9 Uhr morgens in die Nacht vorverlegt. Bis zu 600.000 Klicks in 24 Stunden ließen uns keine andere Wahl, um den Server zu entlasten.“

Jeden Tag wird die Datenbank komplett ausgewertet, um die aktuellen Zahlen zu generieren. Hansmanns Geomatikerkollege Carsten Lütkemeyer hat dafür gesorgt, dass in einem automatisierten Prozess mit diesen Daten die Dashboards „gefüttert“ werden. „Aktueller und transparenter geht es nicht“, erläutert Johannes Leßmann und hat noch einen Tipp parat: „Es lohnt sich, das Dashboard auf dem PC oder Laptop zu öffnen. Denn im Gegensatz zur mobilen Version gibt es hier mehr Platz für eine ausführliche Darstellung der unterschiedlichen Grafiken, die sehr detaillierte Auskünfte ermöglichen.“