Verbrauchertipps
Verbraucherzentrale im Kreis Höxter stellt Jahresbilanz vor.
Landrat Michael Stickeln sieht die ortsunabhängige Verbraucherarbeit als Erfolgsmodell und als wichtige Ergänzung der kommunalen Hilfestruktur für den ländlichen Raum.
Mit rund 770 Anliegen haben sich die Menschen aus dem Kreis Höxter im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale gewendet. In mehr als der Hälfte der Fälle ging es um Rechtsberatungen und -vertretungen. „Ob ungewollte Vertragsabschlüsse, Probleme im Onlinehandel oder entgangene Urlaubsfreuden nach der FTI-Insolvenz: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsgruppen und zur ganzen Themenpalette des Verbraucheralltags“, berichtet Ute Delimat, Leiterin der mobilen & digitalen Beratung im Kreis Höxter. „Besonders viel Beratungsbedarf bestand zudem weiterhin rund um das Thema Energie mit seinen vielen rechtlichen und wirtschaftlichen Facetten.“
Gesicherte Finanzierung bis Ende 2030
Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage sei es daher besonders erfreulich und wichtig, so die Leiterin, dass der Kreis Höxter den Finanzierungsvertrag bis 2030 verlängert habe. „Die damit verbundene Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit freut uns sehr.“ Landrat Michael Stickeln ergänzt: “Es war dem Kreis Höxter wichtig, dieses wertvolle Beratungsangebot, das die Bürgerinnen und Bürger rege nutzen, weiter zu finanzieren.”
Anhaltend hoher Beratungsbedarf zu Energiefragen
Sind die Energierechnungen für das Lieferjahr 2023 korrekt? Sind die „Energiepreisbremsen“ für Strom, Gas und Fernwärme richtig berücksichtigt worden? Ist die Erhöhung der Abschlagszahlung meines Energieversorgers rechtmäßig? Habe ich wirklich einen neuen Liefervertrag geschlossen oder ist mir während eines Telefonats oder an der Haustür etwas untergeschoben worden? Mit 56 Prozent entfiel der größte Anteil der Anfragen im Kreis Höxter auch 2024 auf den Bereich Energie. Besonders negativ fielen dabei die Anbieter primastrom, voxenergie und nowenergy auf. „Entsprechend groß waren auch die Anliegen Ratsuchender, um Hilfe bei Rechnungsfragen, Rückforderungen oder Abwehr untergeschobener Verträge zu erhalten“, sagt Ute Delimat. Auch bei Energieschulden und Stromsperren konnten Betroffene auf die Verbraucherzentrale zählen.
Glasfaser: Aufdringlicher Vertrieb
Zum Weltverbrauchertag 2024 rückte bei der mobilen & digitalen Beratung der Verbraucherzentrale im Kreis Höxter das Thema Glasfaser-Ausbau in den Fokus. Da der Ausbau in NRW nicht zentral erfolgt, sondern größtenteils dem Markt überlassen bleibt, zeigt sich auch im Kreis Höxter ein regelrechter Ausbaukampf unterschiedlicher Anbieter, der nicht selten an den Haustüren der Verbraucher:innen ausgetragen wird. Dementsprechend erreichen die Verbraucherzentrale immer wieder Beschwerden. "Welche Netzbetreiber bauen wo aus? Wird der Ausbau öffentlich gefördert? Können die Leitungen auch von anderen Anbietern genutzt werden? Was kostet der Anschluss Verbraucher:innen jetzt und zu einem späteren Zeitpunkt?“, berichtet Ute Delimat. Der wichtigste Rat für Betroffene: Keinen Vertrag unter Druck abschließen und sich zunächst schriftliche Angebote geben lassen, um sie vergleichen zu können.
Irritierende Schreiben, Unsicherheit beim Kabel-TV und FTI-Insolvenz
Weiterhin sorgten zudem Schreiben des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation. „Dieser forderte Verbraucher:innen unter einem vermeintlichen Anbieterwechselauftrag zur Rufnummer-Mitnahme auf. Damit suggerierte der Anbieter, dass bereits Verträge abgeschlossen wurden, obwohl die Betroffenen erklärten, zuvor keinen Vertrag abgeschossen zu haben“, erklärt die Leiterin. Manche Ratsuchende wurden auch mit Schadensersatzforderungen konfrontiert. „Wir haben Betroffenen mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Musterbriefen geholfen.“
Weiteres Ärgernis des Jahres 2024: Trotz Abschaffung des so genannten Nebenkostenprivilegs versuchten eine NRW-weit vertretene große Wohnungsgesellschaft und ein Telekommunikationsanbieter, Mieter:innen ohne wirksame Zustimmung in Kabel-TV-Verträgen zu halten. Auch hierzu gab es viele Nachfragen und Beschwerden. Und im Juni brachte die Insolvenz des Reiseanbieters FTI Touristik GmbH für Betroffene eine Menge Fragen mit sich – etwa ob und wie sie Geld zurückbekommen.
Präventionsarbeit fördert kritisches Verbraucherbewusstsein
Minderwertige oder falsch beziehungsweise gar nicht gelieferte Waren, unseriöse Vertragsbedingungen oder überteuerte Online-Dienste: Gerade im Internet gibt es für Verbraucher:innen viele Fallstricke. „Die Maschen der Anbieter sind oft schwer zu durchschauen. Im Betrugsfall ist dann schnelle Hilfe gefragt“, so Delimat. Zugleich werde aber präventive Verbraucherinformation immer wichtiger. „Durch Bildungsarbeit, unterschiedliche Informationsformate sowie interaktive Tools im Web fördern wir kritisches Bewusstsein und wirken Desinformation entgegen. Damit stärken wir die Menschen in turbulenten Zeiten.“ Beispielsweise informierte die Verbraucherzentrale im Kreis Höxter im Rahmen der Aktionswoche Schuldnerberatung über die Tücken von „Buy now – pay later“-Angeboten im Onlinehandel, die sich oft als kostenpflichtige Kredite entpuppen.
Unterstützung bei Fragen rund um die Pflege
Sobald ein Mensch pflegebedürftig wird, stellen sich viele Fragen: Welche Leistungen übernimmt die Pflegeversicherung? Erfolgt die Abrechnung durch den Pflegedienst korrekt? Die Pflegerechtsberatung unterstützte Betroffene und ihre Angehörigen mit juristischem Fachwissen, insbesondere bei abgelehnten Anträgen durch die Pflegekassen oder Unstimmigkeiten bei Abrechnungen. Zudem vermittelte sie regionale Unterstützungsangebote.
Jahresbericht 2024:
www.verbraucherzentrale.nrw/hoexter-jahresbericht2024
Kontakt Verbraucherzentrale NRW
-Kreisverwaltung Höxter-
Öffnungszeiten
mobil & digital
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