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40 Jahre Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Höxter

28.10.2021: Seit 40 Jahren bietet die Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Höxter ratsuchenden Eltern, Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften bei Problemen in der Schule Unterstützung an. „Mit seiner psychologischen Expertise leistet das engagierte Team der Schulberatungsstelle unverzichtbare Arbeit“, würdigte Kreisdirektor Klaus Schumacher den breit gefächerten Service der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen bei der Jubiläumsfeier im Berufskolleg Kreis Höxter in Brakel.

Dabei hob er fünf wichtige Bereiche hervor. Bei Entwicklungsschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen oder einschneidenden Lebensereignissen biete das Team der Schulberatungsstelle Familien individuelle Beratung an. Auch können sich Lehrerinnen und Lehrer coachen lassen. Darüber hinaus bietet die Schulberatungsstelle Fortbildungen für Lehrkräfte an und ist Ansprechpartner bei der Schulentwicklung. 2020 wurde das Beratungsspektrum um gesellschaftspolitische Themen erweitert, die für Kinder, Jugendliche und Schulen relevant sind. Seitdem bietet das Team auch Workshops zur Demokratieförderung und Extremismus-Prävention an. 

8 Personen stehen vor einem Gebäude und feiern das 40-jährige Jubiläum der Schulberatungsstelle.
Würdigten gemeinsam die engagierte Arbeit der seit 40 Jahren bestehenden Regionalen Schulberatungsstelle für den Kreis Höxter: (erste Reihe von links) Kreisdirektor Klaus Schumacher, Professor Dr. Heinrich Ricking (Universität Oldenburg), Carsten Schulz (Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle), und Martin Gustorff (Schulamt der Bezirksregierung Detmold) sowie (zweite Reihe von links) Corinna Isenberg, Anika Tegtmeyer, Rabea Lausen und Benjamin Scholand (alle Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Höxter). Foto: Kreis Höxter

Der Leitende Regierungsschuldirektor Martin Gustorff vom Schulamt der Bezirksregierung Detmold erinnerte bei der Jubiläumsveranstaltung an die Gründung der Beratungsstelle im Jahr 1981. „Der Aufbau war damals echte Pionierarbeit“, würdigte er das Engagement von Diplom-Psychologin Anne Witzel-Driebe, die in den Anfangsjahren noch als Einzelkämpferin zur erfolgreichen Etablierung der Beratungsstelle beigetragen habe und nach 38 engagierten Dienstjahren erst kürzlich in den wohlverdienten Ruhestand getreten sei. Sie meldete sich mit einer Videobotschaft zu Wort und dankte dem Land Nordrhein-Westfalen wie auch dem Kreis Höxter für den verlässlichen Rückhalt und die stetige Aufstockung zur Erweiterung des Angebots in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Der Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle, Diplom-Psychologe Carsten Schulz, freute sich, dass viele Akteure aus der Bildungs- und Beratungslandschaft im Kreis Höxter zur Jubiläumsfeier gekommen waren, darunter Schulleitungen, Beratungslehrkräfte, Schulsozialarbeiter, Notfallseelsorger, Fachkräfte der Beratungsstellen sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Vertreter der Schulaufsicht. „Das Team der Schulberatungsstelle mit fünf Fachkräften ist für die Zukunft gut aufgestellt und bleibt weiterhin ein aktiver Partner im weit gespannten Netzwerk zur Unterstützung der Kinder und Jugendlichen in unserer Region“, sagte Schulz und begrüßte Professor Dr. Heinrich Ricking von der Universität Oldenburg als Gastreferenten. 

Er ist Experte für Pädagogik bei Lern- und Verhaltensstörungen und erforscht, warum Kinder und Jugendliche der Schule fernbleiben. In seinem Vortrag zum Thema „Schulabsentismus in Zeiten der Pandemie“ betonte er, dass die dauerhafte Schulvermeidung am häufigsten im Jugendalter auftreten würde und erhebliche Langzeitfolgen für die Berufs- und Lebensperspektiven der Betroffenen habe. Die Weichen würden jedoch schon sehr viel früher gestellt. 

Das häufige Erleben von Misserfolg schon in den ersten Grundschulklassen könne bei Kindern zu Versagensangst und sozialer Angst führen. „Diese Ängste sind häufig die Ursache für die ablehnende Haltung gegenüber der Schule“, erklärte Professor Ricking. Dies habe oft familiäre Hintergründe, wirke sich jedoch maßgeblich auf das Schulerleben der Kinder aus. 

Wenn Lehrkräfte in der Grundschule bemerkten, dass Kinder Schwierigkeiten bei der sozialen Einbindung haben, dass sie zu Hause unzureichend in ihrer Lernmotivation gefördert werden, dass sie häufig Konflikte in der Schule erleben, sei eine zügige individuelle Unterstützung dieser Kinder sehr wichtig. Bleibe diese dringende Hilfe aus, könnten hier schon die Weichen für eine spätere Schulvermeidung gestellt werden. „Kinder wissen, wie wichtig die Schule für ihr Leben ist“, sagte Ricking. „Sie wollen in der Schule erfolgreich sein.“ Einige Kinder bräuchten hierfür jedoch engagierte Unterstützung. Deshalb sei es für eine gute Schullaufbahn förderlich, wenn Lehrkräfte Kinder und Jugendliche, die Probleme zeigen, ansprechen und ihnen die nötigen Hilfen anbieten. 

Mit Blick auf die Pandemie zog Professor Ricking folgendes Fazit: „Digitaler Unterricht erfordert, um erfolgreich zu sein, ein förderliches Umfeld und stabile Strukturen der Unterstützung.“ Dabei spielen der Bildungsstand der Eltern, die materielle Ausstattung und die Qualität des schulischen Online-Angebots eine wichtige Rolle. Er äußerste seine Sorge, dass Pandemieeffekte die Herkunftseffekte steigern könnten. 

Der Leiter der Schulberatungsstelle, Carsten Schulz, dankte für die Erkenntnisse und erinnerte an die wichtige Arbeit der Arbeitsgruppe „Schulabsentismus“, die sich auch mit den Pandemiefolgen für Schülerinnen und Schüler im Kreis Höxter werde befassen müssen.