Kreis Höxter informiert zum Welt-Aids-Tag: Das Leben steht im Vordergrund – nicht HIV
30.11.2021: „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ Unter diesem Motto startet anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember eine bundesweite Kampagne gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV-Infektion. Information und Beratung zu allen Fragen rund um HIV bietet der Gesundheitsdienst des Kreises Höxter.
„Wenn HIV-positive Menschen frühzeitig mit einer Behandlung beginnen, haben sie wesentliche gesundheitliche Vorteile. Wer also von seiner HIV-Infektion weiß, kann von den Behandlungsfortschritten profitieren“, erläutert Dr. Wilfried Münster, Leiter des Gesundheitsdienstes des Kreises Höxter. „Ich möchte deshalb alle, die Fragen zu HIV haben, ermuntern, unsere kostenlose, anonyme und vertrauliche Beratung in Anspruch zu nehmen.“ Eine frühzeitige Behandlung senke das Risiko deutlich, AIDS oder andere schwere Krankheiten zu entwickeln.
Menschen mit HIV können bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie leben wie alle anderen. Sie haben dementsprechend auch die gleichen Alltagsprobleme. Mit dieser Botschaft will die Gemeinschaftskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen Aidshilfe der Diskriminierung von HIV-positiven Menschen entgegenwirken. Bis Mitte der 1990er Jahre führte eine HIV-Infektion meist zur tödlichen Erkrankung Aids, da es keine dauerhaft wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gab. Heute stoppen HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus im Körper. Dementsprechend muss eine chronische HIV-Infektion die Lebensqualität nicht mehr so stark beeinträchtigen.
„HIV ist immer noch nicht heilbar, aber unter Therapie ist ein HIV-Infizierter nicht mehr ansteckend und kann ein weitgehend normales und langes Leben führen. Diese Information ist leider noch nicht weit genug verbreitet, so dass HIV-Infizierte heute immer noch Ausgrenzung und Stigmatisierung ausgesetzt sind“, erklärt Nicole Nolting, die sich beim Gesundheitsdienst des Kreises Höxter um die Aids-Beratung kümmert. „Viele Menschen wissen nicht, wie sich das Virus überträgt und dass sich das Leben mit dem HI-Virus durch die medizinischen Fortschritte verändert hat. Die Kampagne soll zu einem selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Menschen motivieren.“
Nicole Nolting ist Medizinische Fachangestellte und seit Mai 2020 beim Kreis Höxter tätig. Im April 2021 hat sie die einjährige Weiterbildung zur Sozialmedizinischen Assistentin bei der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf erfolgreich abgeschlossen. Seit Juni betreut sie das Beratungsangebot des Kreises Höxter zu HIV/Aids und sexuell übertragbare Infektionen (STI). „Es geht mir vor allem um die Erhaltung von Gesundheit, ums Vorbeugen und damit darum, die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern“, erklärt Nolting. „Hier liegt mein Augenmerk besonders auf dem individuellen Austausch und der Beratung zur Verbesserung der sexuellen Gesundheit und der Aufklärung der Bevölkerung, um Neuansteckungen zu verhindern.“ Die Beratung beim Kreis Höxter ist anonym, kostenlos und vertraulich. Termine können bei Nicole Nolting telefonisch unter 05271/965-2135 vereinbart werden. Nach einer persönlichen, anonymen und vertraulichen Beratung erfolgt die Blutentnahme. Das Ergebnis wird etwa eine Woche später in einem weiteren persönlichen Gespräch mitgeteilt.
Auch die sexuelle Bildung junger Erwachsener wird im Rahmen der Sexualpädagogik in den Schulklassen 8 und 9 im gesamten Kreisgebiet angeboten. Dabei geht es Nolting darum, den Schülerinnen und Schülern einen selbstverständlichen Umgang mit ihrer persönlichen Sexualität, aber auch in einer Partnerschaft, zu vermitteln: „Sexuelle Gesundheit ist ein körperliches, emotionales, mentales und soziales Wohlbefinden, welches ermöglicht, gute und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, die frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt sind.“ Im Rahmen der Sexualpädagogik konnte ein Netzwerk mit ortsansässigen Partnerverbänden geschlossen werden. Ein neugebildeter Arbeitskreis soll den fachlichen Austausch sowie eine enge Zusammenarbeit garantieren.
Mehr Infos zur AIDS/HIV-Beratung und sexuell übertragbare Infektionen
„Leben mit HIV. Anders als du denkst.“
Gemeinschaftskampagne gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV-Infektion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) und der Deutschen Aidshilfe (DAH). Anlass ist der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember.
Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA, betont: „Menschen mit HIV werden noch immer mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Viele Menschen wissen nicht, dass sich das Leben mit dem HI-Virus durch die medizinischen Fortschritte verändert hat und haben zum Teil unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung. Doch das Virus spielt nicht mehr die Hauptrolle im Alltag der Betroffenen. Mit der gemeinsamen Kampagne geben wir daher einen Einblick in ihren Lebensalltag und motivieren zu einem selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Menschen.“
Ulf Kristal, Mitglied im Vorstand der Deutschen Aidshilfe, sagt: „Viele Leute glauben immer noch, dass mit HIV das Leben gelaufen ist. Es sind vor allem die Reaktionen unwissender Mitmenschen, die das Leben mit HIV manchmal schwer machen. Die Kampagne macht Mut zum entspannten Miteinander in allen Lebensbereichen, ob das nun in Partnerschaft und Sexualität stattfindet, im Job oder im Ruhestand oder in Freizeit und Kultur. HIV-positive Menschen haben ein Recht darauf, ohne Vorurteile, Diskriminierung und Zurückweisung zu leben!“
Dr. Kristel Degener, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, ergänzt: „Wir treten dafür ein, dass alle HIV-positiven Menschen das Leben führen können, das ihnen heute möglich ist. Das ist individuell sehr unterschiedlich: Bei Menschen, die erst sehr spät einen HIV-Test machen lassen, dauert es lange, bis die Therapie das Immunsystem wieder stärkt. Andere Menschen sind durch eine lange Krankengeschichte gesundheitlich geschwächt und benötigen Hilfe im Alltag. Auch ihnen gebühren Respekt und Solidarität.“
Fortschritte in der HIV-Therapie
Bis Mitte der 1990er Jahre führte eine HIV-Infektion meist zur tödlichen Erkrankung Aids, da es keine dauerhaft wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gab. Heute stoppen HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus im Körper. Zudem ist HIV unter Therapie auch beim Sex nicht mehr übertragbar. Menschen mit HIV können Kinder zur Welt bringen, ohne dass es zu einer Übertragung kommt. Dementsprechend muss eine chronische HIV-Infektion die Lebensqualität nicht mehr beeinträchtigen – in keinem Lebensbereich.
Das Leben steht im Vordergrund – nicht HIV
Das Leben mit HIV sieht heute tatsächlich anders aus, als viele Menschen denken: HIV steht nicht mehr im Vordergrund. Das zeigt die Gemeinschaftskampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ anhand von Alltagsproblemen und einem Augenzwinkern: Visagist Ahmed leidet im Job unter verspäteten Zügen. Nicole hat Prüfungsstress an der Universität. Rentnerin Hildegard bekommt vom Altern graue Haare. Der junge Altenpfleger Dejan quält sich beim Aufstehen vor der Frühschicht. Und bei Johanna, HIV-positiv, und Simon, HIV-negativ, steht nur die Hausarbeit der glücklichen Zweisamkeit entgegen. Kampagnen-Protagonistin Hildegard, 74 Jahre alt, bringt es auf den Punkt: „Ich möchte, dass die Leute endlich begreifen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Ich lebe wegen HIV nicht schlechter als andere in meinem Alter.“ Die Kampagne transportiert ihre Botschaft sowohl über Informationsmaterialien wie Plakate, Leporellos und Postkarten sowie online, etwa über die sozialen Medien.
Fast alle erleben Diskriminierung
Im Jahr 2020 gaben bei einer Online-Befragung der Studie „positive stimmen“ 90 Prozent der Befragten an, sie würden gut mit ihrer HIV-Infektion leben. Drei Viertel fühlten sich gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. 95 Prozent berichteten jedoch von mindestens einer diskriminierenden Erfahrung in den letzten zwölf Monaten aufgrund von HIV. 52 Prozent gaben an, durch Vorurteile bezüglich der HIV-Infektion in ihrem Leben beeinträchtigt zu sein.
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven Menschen. Er wird seit 1988 jedes Jahr am 1. Dezember begangen. Zudem wird am Welt-Aids-Tag der Menschen gedacht, die an den Folgen von HIV und Aids verstorben sind. Die wichtigsten Ziele sind ein diskriminierungsfreier Umgang und Zugang zu medizinischer Versorgung für alle Menschen weltweit. Deshalb rufen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Deutsche AIDS-Stiftung und die Deutsche Aidshilfe auch dieses Jahr zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf. In Deutschland lebten Ende 2019 nach Angaben des Robert Koch-Instituts 90.700 Menschen mit HIV. Weltweit waren es nach Angaben von UNAIDS 37,7 Millionen Menschen.
Weitere Informationen gibt es unter: www.welt-aids-tag.de
Menschen mit HIV können bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie leben wie alle anderen. Sie haben dementsprechend auch die gleichen Alltagsprobleme. Mit dieser Botschaft ist die Gemeinschaftskampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ gestartet, die mit diesen Motiven arbeitet.